Nach Wochen voller Regen und Hagel zeigte sich der April an seinem letzten Donnerstag von seiner besseren Seite und bescherte der Tauffeier des neuen Tandemrads standesgemäß niederschlagsfreies Radelwetter.
So war es nicht verwunderlich, dass der Platz der Diakonie gegen 16 Uhr nicht nur mit Klient:innen der IGL sondern auch mit Interessierten aus der Nachbarschaft gut gefüllt war, als Tobias Lamers, Geschäftsführer der IGL, das Mikrofon ergriff, um die Anwesenden zu begrüßen.
Auch Bürgermeisterin Carla Gerlach, die heute in Vertretung des Oberbürgermeisters erschienen war, zeigte sich hocherfreut über so viel Interesse. Sie lobte die Kreativität, die in dem Projekt steckt: „Ich finde es toll, dass man sich überlegt, wie man mobilitätseingeschränkten Menschen deutlich mehr Mobilität ermöglichen kann. Man muss erstmal auf so eine Idee kommen, ein Parallel-Tandemrad anzuschaffen.“ In ihrer Rede, die für sie als Taufpatin des Tandemrads deutlich länger ausfiel als die der anderen Redner:innen und voll des Dankes an alle Beteiligten war, rühmte sie den wertvollen Beitrag des Projekts zur Inklusion und zur dringend notwendige Verkehrswende: „Düsseldorf ist eine Stadt, die für alle da sein muss, die hier leben. Und da müssen wir uns alle Mühe geben, Möglichkeiten zu finden, dass das auch tatsächlich mit Leben gefüllt werden kann“, sagte die bekennende Radlerin, die nach eigenerer Aussage alle privaten Wege mit dem Fahrrad erledigt und hofft, dass sich weitere Stadtteile dem Projekt anschließen: „Ich würde mich sehr dafür einsetzen, diese Räder anzuschaffen.“
Nachdem auch Bezirksbürgermeister Phillip Schlee, der sich seit 2021 in der Bezirksvertretung 2 für den inklusiven Nachbarschaftstreff in Flingern stark macht und so mit in seinem Bezirk sowohl den Bauwagen am Vielplatz als auch die heute eingeweihte Fahrradgarage mitermöglichte, seinen Dank aussprach, machte Birgit Muéll, Leiterin der Abteilung Radverkehr im Amt für Verkehrsmanagement aus ihrer Freude über den schönen Anlass des Besuchs keinen Hehl: „Sonst muss ich mich vor der Politik immer rechtfertigen, warum wir Parkstände und Fahrspuren wegnehmen.“ Heute – so sagte sie – sei sie einfach glücklich, einen positiven Beitrag zur Verkehrswende zu leisten. Der Fahrradverkehr trägt eine Menge dazu bei, wenn Düsseldorf als Landeshauptstadt klimaneutral werden will. „Wir können uns durchaus vorstellen, in Zukunft mit unserer neuen Abteilung zur Förderung des Radverkehrs häufiger mit Ihnen zusammen Projekte zu machen und das als festen Punkt in unser Programm aufzunehmen. Einfach weil ich glaube, dass das eine ganz wichtige Sache ist, um auf dem Weg in die Klimaneutralität alle Menschen teilhaben zu lassen.“
Mit diesen hoffnungsvollen Worten übergab Birgit Muéll das Mikrofon an Benjamin Freese, der als Projektverantwortlicher nun das Tandemrad mit all seinen Besonderheiten vorstellte. Unterstützt wurde er dabei von den beiden Klientinnen Monika Kybarth und Doris Betz, die das speziell für die Bedürfnisse von Menschen mit körperlichen Einschränkungen konfigurierte Parallel-Tandemrad ausprobiert und mitausgesucht haben.
Und da „Parallel-Tandamrad“ ein sperriger Name ist, der nicht recht zu den bestehenden Rikschas „Schnelle Elle“ und „Flotte Lotte“ passen will, rief Taufpatin Carla Gerlach zur Wahl des Namens auf. Aus diversen eingegangenen Namensvorschlägen wurden im Vorfeld drei Favoriten ausgewählt, die nun per Applausometer zur Abstimmung standen. Das „Doppelte Lottchen“ konnte sich dabei eindeutig gegen ihre Konkurrenten „Schnieke Ike“ und „Jöckel Jupp“ durchsetzen. Das Ergebnis war nicht weiter überraschend, wie Benjamin Freese im Anschluss verriet: „Bei unserem Aufruf für die Namensvorschläge, der an ein Gewinnspiel geknüpft war, wurde das „Doppelte Lottchen“ insgesamt sechs Mal vorgeschlagen. Somit gibt es auch sechs Gewinner:innen, denen ich gleich im Anschluss ihren Gutschein für eine Fahrt durch Flingern überreichen kann.“
Nach der gemeinschaftlichen Namensgebung, die Carla Gerlach Kraft ihres Amtes als Patin feierlich bestätigte, konnte auch die Garage eingeweiht werden. Klaus Hühn, Hildegard Drews und Caroline Wegert aus dem Matthias-Claudius-Haus durchschnitten gemeinsam das grüne Band. Den Abschluss des offiziellen Programms vollzog Pastor und Vorstandsvorsitzender der Diakonie Michael Schmidt, der allen Menschen, die fahren, den Menschen, die gefahren werden und allen Anwesenden Gottes Segen aussprach und versprach, gut aufzupassen, dass die „Schnelle Elle“ und das „Doppelte Lottchen“ im Winter in ihrer Garage nicht frieren.
Frieren musste auch an diesem Tag niemand, denn das kirchlich-diakonische Kaffeemobil „Evie“ versorgte alle Anwesenden mit warmen Getränken und herzlichen Gesprächen. Das war besonders hilfreich, als sich nach den absolvierten Programmpunkten eine kleine Menschentraube an der eigens eingerichteten Haltestelle sammelte, um eine Probefahrt mit dem neuen Rad zu machen.
„Mir ist es ein besonderes Anliegen den fünfzehn aktiven Strampler:innen zu danken. Ohne ihren tatkräftigen und ehrenamtlichen Einsatz würden unsere Quartiersräder wohl durchweg in den Garagen stehen. Und das nicht nur im Winter.“ sagte Tobias Lamers im Anschluss an diese durchweg gelungene Veranstaltung.
Text: Katja Bieker
Fotos: Bernd Schaller